Geschichte - 50 Jahre VfT Schwarz-Weiß Marl

Als der Klapperstorch noch von Boris, Steffi, Nadal und Federer träumte

Die Industriebauten und Schornsteine im Norden  von Platz 5 verraten schon auf den ersten Blick, dass der Verein für Tennissport Schwarz-Weiß Marl einen guten Draht zur Chemie hat. Und wer weiß, ob es den VfT SW Marl heute überhaupt geben würde, hätte Dr. Rudolf Ströbele nicht am 14. September 1955 an den Vorstand
der Chemischen Werke Hüls geschrieben. In seinem Brief an die CWH-Chefetage teilte Dr. Ströbele einen Wunsch mit, den Mitarbeiter der organischen und wissenschaftlichen Abteilungen der CWH geäußert hatten. Dabei ging es nicht etwa um ein neues Labor oder um die Aufbesserung des Gehaltes, nein – besagte Mitarbeiter bekundeten ein starkes Interesse am Tennissport. Ein durchaus positiver Wunsch, denn auch damals kannte man bereits den Spruch der alten Römer: Nur in einem gesunden Körper ruht auch ein gesunder Geist.

Doch noch mussten sich die tennisbegeisterten CWH-Mitarbeiter knapp drei Jahre lang  gedulden, bis der Vorstand der CWH grünes Licht für den Bau einer Tennisanlage auf einer Freifläche südlich des Feierabendhauses gab.  Am 16. März 1959 versammelten sich die Tennisfreunde Margrit Hildesheim, Direktor Dr. Franz Broich, Dr. Rudolf Ströbele, Dr. Rudolf Hormuth, Dr. Franz-Rudi Lappe, Dr. Kurt Hoffmann, Dipl.-Ing. Kurt Heinbockel, Dipl.-Ing. Franz Hildesheim, Dr. Georg Böhm und Dr. Kurt Weichert im Feierabendhaus der Chemischen Werke Hüls AG, um einen neuen Tennisverein ins Leben zu rufen. Es wurde einstimmig beschlossen, den „Verein für Tennissport Schwarz-Weiß Marl e.V.“ zu gründen. Dem  sechs Tage später gefertigten „ausführlichen klubinternen Protokoll“ der Gründungsversammlung ist zu entnehmen, dass Dipl-Ing. Kurt Heinbockel an der Gründungsversammlung zwar teilgenommen hat, aber kein ordentliches Mitglied geworden ist. Dazu schrieb der Versammlungsleiter der Gründungsversammlung, Dr. Kurt Weichert, damals: „Kann nicht als Gründungsmitglied geführt werden, denn für einen Gründer ist es Voraussetzung, dass er auch Mitglied wird und seine Arbeitskraft dem jungen Klub in dessen schwerster Zeit – das heißt in der Startzeit – zur Verfügung stellt.“

Michaela Schröder
Vorhand mit Holz: Michaela Schröder, geb. Stolzer, stand bei der Premiere des Giersch-Wasmuth-Turniers im Jahr 1972 ganz oben auf dem Treppchen.

Dem ersten Vorstand des VfT Schwarz-Weiß Marl gehörten an: Dr. Rudolf Hormuth als 1. Vorsitzender; Dr. Kurt Weichert, 2. Vorsitzender; Dr. Kurt Kopetz, Kassierer; Dr. Kurt Hoffmann, Schriftführer; Dr. Franz-Rudi Lappe, Spielwart und Dr. Georg Böhm, Jugendwart.

Darüber hinaus beschloss die  Gründungsversammlung, einen Trainer und einen Platzwart zu engagieren. Erster Trainer des VfT SW Marl wurde Alfred Schmitt aus Recklinghausen, dem der Vorstand für die erste Spielsaison 1959 ein Einkommen von 1680 DM bewilligte. Das Vereinsgelände südlich des Feierabendhauses stellten die Chemischen Werke Hüls AG dem  VfT SW Marl ab dem 26. April 1959 zur Verfügung. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 4. Juni 1959 – damals
noch ein recht preiswertes „Vergnügen“. Die Gebühren beliefen sich auf 10 DM, die Schreibgebühren und Telefonkosten auf 2,50 DM und die Umsatzsteuer auf 50 Pfennige. Preiswert fielen auch die Klubbeiträge aus: Die Aufnahmegebühr pro Elternteil bzw. Einzelperson betrug 50 DM, für Jugendliche 20 DM. Der Monatsbeitrag kostete für Erwachsene 4 DM, für Jugendliche 2 DM. Bescheiden war damals auch noch das „Klubhaus“. Nach dem Motto „klein aber mein“ trafen sich die VfT-Gründer zunächst in einer kleinen Baracke, die die Chemischen Werke Hüls AG dem jungen Tennisverein ebenfalls zur Verfügung gestellt hatten. Dort konnten dann auch die ersten Vereinsmeister, Margrit Hildesheim bei den Damen, und Sohn Heiner bei den Herren ihren ersten großen Erfolg feiern.